Feuerlöschsprays - ein Ersatz für Feuerlöscher?

Viele Anfragen erreichen uns zu Feuerlöschsprays: Stellen diese Spraydosen einen Ersatz für Feuerlöscher dar? Sind Löschsprays zu empfehlen? Wenn ja, für welche Einsatzgebiete?

Im Folgenden stellen wir den uns bekannten Sachstand produktneutral nach bestem Wissen und Gewissen dar. Für weitere Hinweise sind wir dankbar!

Was sind Feuerlöschsprays?

files/MissionBilder/Loesch2.jpgLöschsprays sind einfach einzusetzen und kostengünstig zu produzieren. Alle kennen Spraydosen und können sie bedienen. Verschiedene Hersteller versuchen deshalb bereits seit sehr langer Zeit, diese Produkte auf dem Markt zu lancieren. Trotz unterschiedlicher Produkte ist die Grundidee überall die gleiche: eine wässrige Schaummittellösung in einer Spraydose.

Bei der Löschwirkung des Feuerlöschsprays spielt die Düse eine entscheidende Rolle: Die Düse bestimmt den Löschstrahl und damit die Tröpfchengröße! Auch hier gibt es offensichtlich bei den Herstellern große Unterschiede. Einige Hersteller lassen freiwillig ihre Spraydosen von neutralen Prüfstellen untersuchen, so dass Qualitätsmerkmale aufgenommen werden.

"Spraydosen (amtliche Bezeichnung: Aerosolpackungen oder Druckgaspackungen) haben einen Rauminhalt von 50 ml bis 1000 ml: Es sind nicht wiederverwendbare Behälter aus Metall, Glas oder Kunststoff mit einer Entnahmevorrichtung (Sprayventil). Hierdurch ist es möglich, den Inhalt (Flüssigkeit, Schaum, Paste, Pulver) durch das Treibgas gezielt anzuwenden (§ 2 Begriffsbestimmung der Aerosol-Verpackungsverordnung – 13. GPSGV). Für Spraydosen gelten die „Technischen Regeln Druckgase“ TRG 300. Dort werden die Spraydosen als Druckgaspackungen bezeichnet." (Auszug aus dem Merkblatt M 20, Ausgabe 09.2008, der Berufsgenossenschaft Handel und Warendistribution) 

Pro und Kontra

Kontra: Ein Löschspray kann einen Feuerlöscher nicht ersetzen:

Feuerlöscher unterliegen regelmäßigen Prüfungen und erfüllen die Anforderungen der Europäischen Norm (EN) 3. Feuerlöscher sind für bestimmte Anwendungsgebiete (Brandklassen nach EN 2) geeignet. Löschsprays dagegen sind kleiner und haben eine deutlich begrenztere Löschwirkung. Daher ist nicht sicher, ob die Löschwirkung eines Löschsprays zum Löschen eines Entstehungsbrandes ausreicht. Dies sollten alle Anwender wissen und beherzigen! Schließlich ist es im Brandfall fatal, vor einem nicht gelöschten Entstehungsbrand ohne Löschmöglichkeit zu stehen und jetzt länger für die Flucht in einen sicheren Bereich zu benötigen.

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Als Nachteil konventioneller Löschspraydosen hat sich immer wieder herausgestellt, dass sich korrosiver Inhalt und unedles Metall (Aluminium, Weißblech) als Gefäß nicht vertragen und es beim Aufeinandertreffen zum Gefäßzerknall kommen kann (z.B. bei Beschädigung der Innenlackierung der Spraydose). Des Weiteren sollten für Löschsprays selbstverständlich keine brennbaren Treibgase verwendet werden. Allerdings halten auch bei nicht brennbaren Treibgasen die Spraydosen nur begrenzt ein Erhitzen z. B. in der Sonne aus.

Einge Löschsprayhersteller verwenden fluortensidhaltige Schaummittelösungen. Die Verwendung von perfluorierten Tensiden ist in Feuerlöschschaummitteln verboten. Aus Umweltgesichtspunkten sollten diese gefährlichen Substanzen, die unsere Ozonschicht zerstören, nicht mehr in die Umwelt freigesetzt werden - auch nicht mit einem Feuerlöschspray.

Im Gegensatz zu Feuerlöschern handelt es sich bei Feuerlöschsprays um Einwegprodukte, die nach 3 Jahren entsorgt werden müssen.

Pro: Begrenzte Alternative für wen?

Bestimmten Zielgruppen, bei denen ein Feuerlöscher nur schwierig eingesetzt werden kann, bietet das Feuerlöschspray eine begrenzte Alternative. Beispiel: Immer wieder werden wir von Rollstuhlfahrern gefragt: Was kann ich tun, wenn mein Rollstuhl brennt? Aus unserer Sicht ist es besser, Rollstuhlfahrer können sich mit einem Löschspray eingeschränkt schützen – als gar nicht! Dieses Thema wird in Fachkreisen intensiv diskutiert, bessere und andere Lösungsvorschläge sind uns zurzeit nicht bekannt. Es ist zu prüfen, ob und inwieweit Löschsprays bei allen Menschen (Senioren, Menschen mit Behinderung), die Feuerlöscher nicht einsetzen können, eine Alternative für den privaten Bereich darstellen. 

Neue Löschsprays

Zu den bekannten Problemen konventioneller Löschsprays gibt es zwei Lösungsansätze:

1. Zwei-Kammer-Aerosole

Bei dieser Art von Sprühdose werden Treibmittel und Wirkstoff innerhalb der Sprühdose voneinander getrennt, z. B. indem das Löschmittel in einem Beutel untergebracht ist. Das Treibgas umgibt den produktgefüllten Beutel wie ein Kissen und übt so auch den notwendigen Druck für die Entnahme des Produkts aus. Dieses technische Prinzip der Zwei-Kammer-Aerosole ist vorteilhaft bei der Entnahme, denn die Sprühdosen funktionieren auch, wenn sie auf dem Kopf stehen.

Obwohl uns zurzeit keine Löschsprays mit Zwei-Kammer-Aerosolen bekannt sind, gibt es anscheinend bei mehreren Herstellern diesbezügliche Überlegungen.

2. Verzicht auf Treibgas

Auf der Interschutz 2010 wurde eine sehr einfach aufgebaute Spraydose vorgestellt, die ohne Treibgas funktioniert. Die Spraydose besteht nur aus Kunststoff. Hierdurch sind die Gefahren des Behälterzerknalls (durch starke Erhitzung oder Korrosion der Gefäßwand) bei diesen Löschsprays nicht mehr vorhanden. Die Sprühdosen funktionieren übrigens auch, wenn sie auf dem Kopf stehen.

Hinweis: Bei der Produktion von Löschspraydosen in Deutschland sind Probleme (Druckgefäßzerknall, poröse Gefäßwand) bisher nicht bekannt.

Empfehlung

Im Rahmen einer Masterarbeit der Universität Magdeburg aus dem Jahr 2012 wurde die Löschfähigkeit von Löschsprays systematisch untersucht. Im Ergebnis kann immer noch keine Kaufempfehlung gegeben werden. Begründung: Der Kunde kann als Laie nicht erkennen, welche Qualität welches Löschspray aufweist, zu den öffentlich vorgestellten Ergebnissen.

Auf der vfdb-Jahresfachtagung am 23. Mai 2012 wurden die Ergebnisse einer Masterarbeit zu Löschsprays öffentlich vorgestellt. Untersucht wurden drei Löschsprays mit unterschiedlichem Löschmittelinhalt und unterschiedlichem Aufbau (zwei Löschsprays konventionell mit Treibgas, ein Löschspray treibgaslos mit einer Kunststoffdose, s. unter neue Löschsprays auf dieser Website). Die Löschsprays wurden nach speziellen Versuchsaufbauten unter gleichen Bedingungen (Holzstapel Brandklasse A, zylindrische Behälter mit brennbarer Flüssigkeit Brandklasse B bzw. F) getestet.

Folgende Ausführungen sind von besonderem Interesse:

1. Das Löschvermögen der auf dem deutschen Markt befindlichen Löschsprays ist äußerst unterschiedlich. Für den Laien ist nicht und nur sehr schwierig erkennbar, welche Qualität welches Löschspray aufweist.

2. Da der Kunde nicht bzw. nur sehr schwierig bessere von schlechteren Löschsprays unterscheiden kann, sollte zurzeit keine Empfehlung zum Kauf von Löschsprays gegeben werden.

3. Es wird bezweifelt, ob die vorgestellten Ergebnisse analog zu "Normbrandversuchen" auf Löschsituationen von Laien zuhause übertragen werden können.

4. Die vorgestellte Untersuchung ist keine systematische Betrachtung aller auf dem deutschen Markt erhältlichen Löschsprays. Es wurden zufällig ausgewählte Produkte getestet. Zur Qualität der nicht getesteten Produkte kann selbstverständlich auch keine Aussage getroffen werden.